Das erste Rotwildkalb des Jahres – ungewöhnlich früh?! Was sind die Gründe?
- Mario Held
- vor 3 Tagen
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Vor wenigen Tagen erzählte mir ein Revierjäger aus unserem Trailcam-Testrevier von einer ganz besonderen Beobachtung: Beim Ansitz auf Sauen konnte er ein Alttier mit einem frisch gesetzten Kalb beobachten – und das bereits Anfang Mai! Als ich die Videoaufnahmen dazu sah, war ich begeistert, aber auch überrascht. Denn normalerweise beginnt die Setzzeit beim Rotwild erst Mitte Mai. Warum also war dieses Kalb heuer so früh da? Ich sehe zwei mögliche Hauptgründe.
1. Gute körperliche Verfassung der Alttiere
Ein erster möglicher Grund für das frühe Setzen sehe ich in der sehr guten Kondition der Alttiere. Der vergangene Herbst und Winter verliefen vergleichsweise mild, mit ausreichend natürlicher Äsung und wenig Stress. In Revieren mit ausreichend Ruhe und störungsarmer Bewirtschaftung gehen die Stücke mit guter Körpermasse in die Brunft – was sich wiederum auf den gesamten Fortpflanzungszyklus auswirkt. Gut genährte Alttiere werden nachweislich früher beschlagen und setzen ihre Kälber entsprechend früher. In unserem Fall könnte genau das der entscheidende Faktor gewesen sein.
2. Frühere Geburt durch günstige Umweltbedingungen?
Die Tragzeit beim Rotwild beträgt rund 230 Tage. Allerdings verläuft die Entwicklung des Embryos nicht immer gleichmäßig. Besonders im letzten Drittel der Trächtigkeit spielt das Nahrungsangebot eine zentrale Rolle. War der Winter mild und der Vegetationsbeginn früh, bekommt das Alttier mehr Energie und Nährstoffe – und das wirkt sich direkt auf den Hormonhaushalt und die Embryonalentwicklung aus.
Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, dass das Kalb ganz regulär im Herbst gezeugt wurde, sich aber durch das Zusammenspiel aus mildem Winter, früher Vegetation und warmen Temperaturen im Frühjahr etwas schneller entwickelt hat – und nun in einer idealen, milden Witterungsphase gesetzt wurde.
Gerade in solchen Jahren zeigt sich auch, wie wichtig ganzjährig verfügbare Wildäsungsflächen sind. Sie tragen maßgeblich zur Versorgung der Tiere bei – nicht nur für die Kondition im Herbst, sondern vor allem auch für das Muttertier während der Trächtigkeit.
Solche Beobachtungen zeigen mir immer wieder, wie feinfühlig Wildtiere auf Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren. Das frühe Setzen dieses Rotwildkalbes ist kein Zufall, sondern das Ergebnis günstiger Bedingungen – und ein Hinweis darauf, wie stark Klima, Lebensraumqualität und Ruhe im Revier zusammenspielen. Mich würde sehr interessieren, ob ihr ähnliche Beobachtungen gemacht habt. Gab es auch bei euch bereits frühe Setzzeitpunkte? Ich freue mich über einen regen Austausch und eure Erfahrungen aus dem eigenen Revier – direkt hier in den Kommentaren oder per Nachricht.
Weidmannsheil,
Mario Held - TRAILCAM.at

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